„Grid Zero“: Der Aufstieg des leeren Instagram-Profils
Jacob Giancola, ein Musikproduzent aus Los Angeles, versteckte kürzlich alle Bilder seines Instagram-Accounts. Keine revolutionäre Tat, doch seine Freunde bemerkten es sofort.
„Wenn mich Leute fragten ‚Du bist so geheimnisvoll, wieso machst du das?‘, sagte ich einfach: ‚Ich mag die Privatsphäre'“, so der 28-jährige Giancola. Und er ist nicht allein.
Dieses Phänomen hat sich auf Instagram so durchgesetzt, dass man es nur noch „Grid Zero“ nennen kann. Für diese Nutzer – und es gibt viele – ist das traditionelle Instagram-Raster, einst eine Bühne für Lebensereignisse und Mallorca-Reisen, etwas anderes geworden: Eine bewusste, leere Leinwand.
Kim Garcia, die bei Meta an der Erforschung kultureller Trends auf Instagram arbeitet, bestätigte den wachsenden Trend des „Grid Zero“. Angeführt wird er vor allem von der Generation Z.
Millennials wuchsen damit auf, ihr Leben online zu dokumentieren. Aber im Zeitalter der sozialen Medien mit TikTok, Snapchat, Instagram Stories und anderen Apps bleibt der Gen Z nur noch selten eine Verschnaufpause von der öffentlichen Chronik ihres Lebens.
Adam Mosseri, Chef von Instagram, erklärte kürzlich, dass die Plattform Ressourcen von anderen Bereichen hin zu Direct Messaging verlagert. Der Grund: DMs und Stories, also temporäre Posts, verzeichnen das größte Wachstum.
Der klassische Instagram-Feed ist bei jungen Nutzern schon seit einer Weile aus der Mode. Snapchat und BeReal haben diese Trendwende schon lange erkannt.
Laut Instagram nutzen junge Leute weiterhin „Finstas“ oder „Dump Accounts“, um Posts mit engeren Freundeskreisen zu teilen – häufig, nachdem ihr Hauptprofil auf „Grid Zero“ gestellt wurde.
Ist das Instagram-Profil ‚cheugy‘ geworden?
Instagram gibt keine konkreten Zahlen zum Wachstum von Grid Zero heraus.
Diejenigen, die das Phänomen leben, nennen verschiedene Gründe. Wer sich für Grid Zero entscheidet, ist oft ein privater Mensch und möchte vielleicht nicht öffentlich darüber sprechen.
Laut Metas Garcia sind manche Gen Z-Nutzer raffiniert, wenn sie auf Instagram posten: „Sie posten, archivieren den Beitrag sofort und holen ihn erst Tage später wieder heraus“, sagt sie. „So erscheint er nicht auf den Feeds der Freunde, aber auf dem eigenen Profil, wie ein kleines Easter Egg.“
Das heißt konkret: Ein Foto wird nur dann Teil deines Profils, wenn niemand davon weiß.
Für manche „Grid Zero“-Anhänger spielt ein weiterer Faktor eine Rolle: Ein Hauch von Geheimnis macht sie vielleicht begehrter und interessanter als jemand, dessen Feed bis zur ersten Obama-Regierung zurückreicht.